Gemeinschaft + Privatsphäre

Ge­mein­schaft + Pri­vat­sphä­re

Icon HeadlineGemeinschaft + Privatheit

Statistiken zu Wohnungsgrößen von Seniorenhaushalten (Bewohner 65 Jahre und älter) in Deutschland zeigen, dass 2018 ein Bewohner im Durchschnitt 59 m² Wohnfläche für sich beanspruchte. Für viele Menschen ist die Umstellung beim Umzug in die Gemeinschaft mit fremden Menschen in eine Wohngruppe oder eine Wohngemeinschaft einschneidend.

Nicht nur, dass der persönliche/private Lebensraum wesentlich kleiner und damit auch überschaubarer ist, auch die gemeinsam bewohnten Lebensräume sind ungewohnt in ihrer Größe und Gestaltung. Zum Gelingen eines selbstbestimmten Wohnens in der Gemeinschaft ist es wichtig, ausreichend Raum für das zwanglose Zusammenleben aller Lebensstile vorzusehen.

Auch wenn „Alltags-Normalität“ ein Ziel der Wohngruppen und Wohngemeinschaften ist, wird der gemeinsame Wohnraum ebenfalls durch anwesende Pflegekräfte, Therapeuten und Besucher frequentiert. Auf diese zweite Nutzungsebene der Räume durch wechselnde Personen haben die Bewohner:innen wenig Einfluss. Deshalb ist die bauliche Antwort auf Themen wie Privatheit, Stufen der Annäherung und Gemeinschaft essenziell für das Gelingen einer guten Gemeinschaft.

Ein weiteres Merkmal dieser Wohn- und Lebensgemeinschaften ist die räumliche Gleichzeitigkeit von Wohnraum und Lebensraum: fast das gesamte Bewohner-Leben findet rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr in der Wohngruppe oder Wohngemeinschaft statt. Auch dies erklärt den sehr hohen Anspruch an eine gute Gestaltung und Ausstattung dieser Räume und beschützten Außenbereiche für einen guten Lebensalltag. Dort leben zwischen 8 und 15 Menschen mit unterschiedlichen sozialen Bedürfnissen zusammen, die sich aus dem bisherigen Leben meist nicht kennen. Diese Menschen haben in der Regel physische und kognitive Einschränkungen, die es bei der baulichen Gestaltung zu berücksichtigen gilt. Beispielsweise nutzen viele Gehhilfen wie Rollatoren, deren Einsatz ausreichend Flächen erfordert. Neben Bewegungseinschränkungen müssen bei der Planung auch die sensorischen Einschränkungen der Seh- und Hörfähigkeit berücksichtigt werden.

Der Mangel an Außenwelterfahrungen der Bewohner:innen lässt ihre Welt kleiner werden. Gleichzeitig wirken alle baulichen und betrieblichen Umwelteinflüsse wesentlich stärker auf sie. Um in diesem Umfeld ein behagliches Zuhause zu finden, sind ausreichend Wahlmöglichkeiten für alltägliches Tun und Sein an Orten und Räumen im Drinnen und Draußen mit und ohne Unterstützung wichtig für die Erhaltung der Lebensqualität der Bewohner:innen.

Ein Zim­mer für sich al­lein

Das ei­ge­ne Zim­mer ist der ganz pri­va­te Le­bens­raum: Es ist Aus­gangs­punkt und Rü­ck­zugs­ort, Schlaf­s­tät­te und der Raum für per­sön­li­che Möbel und Ge­gen­stän­de der Be­woh­ner:in. Diese Zim­mer sind im bes­ten Fall kom­plett nach den Wün­schen der Be­woh­ner:innen mit deren Mö­beln aus­zu­stat­ten, denn ver­trau­te Möbel und Ein­rich­tungs­ge­gen­stän­de hel­fen dabei durch einen per­sön­li­chen Ein­rich­tungs­stil das Wohl­füh­len in die neue Um­ge­bung, in das neue Zim­mer mit­zu­neh­men.

Jede Pri­vat­woh­nung hat ihren ei­ge­nen Ge­ruch, der Be­stand­teil des „sich zu­hau­se Füh­lens“ ist.

Für die Eingewöhnung neuer Bewohner:innen kann es bedeutsam sein, dass auch der „Eigengeruch“ mit umzieht. Er lebt in Wolldecken, Sofakissen und weiteren Dingen, die mit ihrem Geruch und ihrer Haptik das Gefühl von zu Hause sein vermitteln. Die Gestaltung um den Schlafplatz sollte möglichst aus dem bislang vertrauten Umfeld übernommen werden.

Durch die verschiedenen Stadien der demenziellen Erkrankung ändert sich die Nutzung der privaten Zimmer. Selbstständige Bewohner:innen haben ein höheres Bedürfnis nach Privatheit und Rückzug, während Bewohner:innen mit Pflegebedarf eher die Gemeinschaftsflächen über den ganzen Tag nutzen. Mit steigendem Pflege- und Unterstützungsbedarf verlagert sich der hauptsächliche Aufenthaltsort vom eigenen Zimmer in die Gemeinschaftsräume.

Das eigene Zimmer ist …

  • nicht nur Schlafzimmer und Aufbewahrungsort persönlicher Gegenstände
  • Leseort unterschiedlichster Lektüren
  • Musikzimmer für ungestörten Hörgenuss
  • Raum für Lieblingspflanzen, Zierfische, Schildkröten, Sammelleidenschaften
  • Gastraum, in den man sich mit seinem Besuch zurückziehen möchte
  • der Raum zum Basteln und Tüfteln
  • der Zugang zur Welt und die Kontaktstelle zu Familie und Freunden z.B. über Telefon, Skype, Facebook, Instagram
  • ein Ort der Geborgenheit und Sicherheit, wenn das Leben außerhalb schwierig ist oder Ruhe gewünscht wird.

Planungshilfe ist ein Service der

Logo Demenz Support Stuttgart